Was ist Rolfing?

Bei Rolfing® Strukturelle Integration / Rolf Movement™ Integration kombinieren wir in einzigartiger Weise die manuelle Arbeit an den Faszien (Fascial Release) mit Bewegungsschulung (Somatic Movement Education) und bewusster Körperwahrnehmung (Embodiment). Damit beeinflussen wir zugleich den Körper, die Psyche und das autonome Nervensystem.

Während Rolfing stets Arbeit mit dem Einzelnen ist, kann Rolf Movement auch in der Gruppe stattfinden.

In den ersten Rolfing-Sitzungen schauen wir uns an, wie der Körper in der Schwerkraft ausgerichtet ist. Schon eine leichte Veränderung dieser Ausrichtung kann das Spannungsgefüge im Körper stark beeinflussen. In späteren Sitzungen erforschen wir die verbliebenen und tieferen Spannungen im Gewebe genauer.

Parallel dazu beschäftigen wir uns damit, wie wir den eigenen Körper aus der Innensicht erleben und wie wir uns gewohnheitsmäßig bewegen.

Alle diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und müssen gemeinsam betrachtet werden. Deshalb findet Rolfing nicht als einzelne Sitzung statt, sondern als Serie von typischerweise 10 Sitzungen. (Allerdings kann die Serie jederzeit beendet werden.) Die klassische Rolfing-10er-Serie leitet den Körper sanft und klar durch den vielschichtigen Veränderungsprozess und hilft ihm, sich möglichst optimal in der Schwerkraft auszurichten.

Dr. Ida Rolf, Biochemikerin und Begründerin der Rolfing-Methode, stellte fest, dass die Schwerkraft vermutlich diejenige physikalische Größe ist, die unser Leben auf der Erde am stärksten beeinflusst. Es hat keinen Zweck, gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Machen wir uns die Schwerkraft jedoch zur Freundin, so unterstützt sie uns.[1], [2]

Der Rolfing-Prozess ermöglicht tiefgreifende Veränderungen. Er begünstigt unsere natürliche Aufrichtung und authentische Ausdrucksfähigkeit sowie mühelosere Bewegungen. Bessere Unterstützung in der Schwerkraft bewirkt ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit und schafft eine Grundlage für neue Lebensenergie und Lebensfreude. Es ist faszinierend zu beobachten, wie psychische Konflikte gemeinsam mit körperlichen Spannungszuständen verschwinden können.

Während es noch wenige Studien gibt, die diese Wirkungen nach wissenschaftlichen Standards objektiv nachweisen, ist jeder Rolfer seine eigene Fallstudie. Denn meist sind es die eigenen Erfahrungen, die einen Menschen dazu veranlassen, Rolfer zu werden.

Die Methode wirkt vermutlich über mehrere Mechanismen, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. Das macht sie potenziell sehr wirksam aber auch komplex und wissenschaftlich schwierig zu erforschen und zu erklären.

In den Beiträgen dieses Blogs möchte ich nach und nach einige der plausiblen Mechanismen diskutieren und wissenschaftliche Evidenz aufführen, wo diese vorhanden ist. Ein gewisses Verständnis der Zusammenhänge kann helfen, einen Rolfing-Prozess zu beginnen. – Zumindest, wenn man von Natur aus Dinge gern versteht.

Doch ebenso gilt: Während der Rolfing-Sitzungen und kurz danach gehört die Aufmerksamkeit dem Körper. Denn unser Gehirn und Nervensystem verarbeiten die Informationen des gegenwärtigen Augenblicks, die wir durch Achtsamkeit erhalten, anders als bestehendes Wissen. Deshalb kann ein neugieriger Forschergeist die Tür zu Veränderung öffnen.

Möchten Sie Näheres über den Rolfing-Prozess erfahren? Dann lesen Sie auch meinen Blog „Mit der 10er-Serie durch das Jahr“.

[1] „Rolfing – Reestablishing the Natural Alignment and Structural Integration of the Human Body for Vitality and Well-Being“, Ida P. Rolf, PhD, Healing Arts Press, Rochester, Vermont, USA, 1989, Seite 30

[2] Eine erste Erklärung der Zusammenhänge finden Sie auch in meinem Blogartikel für die European Rolfing Association „Entspannt und schmerzfrei am Computer“.